Rot und Rot
Bevor Tiv und Tyr als Figuren in meiner Geschichte „Aija“ auftauchten, hatten sie ihren Einstand in einer kleinen Schreibübung und Kribbelei. Das hier ist der Schnipsel, der es so vermutlich nicht ins Manuskript und noch weniger ins fertige Buch schafft:
Die Luft flirrt in der Hitze. Der heiße Sand glüht und sticht schmerzhaft in seine Fußsohlen. Tyr spürt, wie sich seine oberste Hautschicht langsam ablöst, mit jedem weiteren Schritt verbrennt und sich das Fleisch darunter zu roten Blasen bildet. Doch stehen bleiben kann er nicht. «Stillstand bedeutet der sichere Tod», hat die Alafizi ihnen eingebläut. Und Tyr ist nicht dumm genug, um die Warnung der Herrscherin zu missachten.
Der Junge rennt weiter durch die Wüste aus bleichem Stein, auch wenn die Luft in seinen Lungen brennt, die Glieder vor Schmerzen unaufhörlich zucken und die Füße blutige Spuren im Sand hinterlassen. Rennen ist alles, was er kann. Dafür wurde er geboren.
Hinter ihm folgen die tapsenden Schritte seiner Schwester. Solange er sie hört, fühlt er sich sicher. Zu zweit sind sie stark, zu zweit sind sie kaa’ree. Tiv nörgelt nicht. Tiv weint nicht. Das hat sie noch nie getan, obwohl ihr Körper so viel kleiner und so viel schmächtiger ist als seiner. Tiv kämpft an seiner Seite, seit sie sich nur wenige Herzschläge nach ihm aus dem Mutterleib gestrampelt hat.
Tiv und Tyr, die Läufer-Zwillinge, sind vom Schicksal zusammengeschweisst, selbst wenn die Nabelschnur zwischen ihnen längst durchtrennt ist.
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