Ach Japan! Über ein Jahr ist es schon her seit meiner letzten Reise und das „Fieber nach Mehr“ kribbelt schon wieder los. Statt gleich den nächsten Flug zu buchen und mein Konto zu strapazieren, starte ich „präventiv“ mal eine neue Rubrik der Autorenhomepage, die ich schon lange im Hinterkopf hatte, aber nie wirklich angegangen bin. Ich präsentiere: Reisen in Japan!
Die Idee dahinter ist, einerseits Anregungen und Tipps für zukünftige Reisende zu geben, die wie ich nicht über ein riesiges, tolles Budget verfügen und trotzdem Japan mit all seinen Facetten entdecken wollen, und andererseits Tipps und Erfahrungen zu sammeln, die Ihr bereits erlebt habt. Denn – und das muss ich betonen – ich bin auch noch kein Reiseprofi. Ich kann nur teilen, was ich erfahren habe.
Doch nun genug gelabert! Teil #1 der Reisen in Japan-Reihe widmet sich dem Thema „Lieblingsorte in Tôkyô“:
Tôkyô
Asakusa
Mein persönlicher Lieblingsort in Tôkyô ist das Asakusa-Viertel und der Sensô-ji, der älteste buddhistische Tempel in Tôkyô, zusammen mit den Souvenirständen und Snackbuden an der Nakamise-dôri, die den Tempel mit dem „Donnertor“ Kaminarimon verbindet. Letzteres werdet ihr kaum übersehen können, wenn ihr aus der U-Bahn-Station der Ginza Metro Line kommt – und sei es nur, weil zahlreiche Touristen sich darunter abzulichten versuchen. Hier kommt auch schon mein erster Tipp, wenn ihr das Flanieren und Shoppen auf der Nakamise-dôri ausgiebig geniessen wollt: Kommt am besten früh * morgens vorbei, am besten etwas vor 10 Uhr. Wochentage eignen sich dafür am besten. Dann ist die Strasse noch nicht so voll und ihr könnt auch gut mal die Seite wechseln, um die Stände gegenüber anzuschauen. Hier findet Ihr neben dem üblichen Souvenir-Zeugs auch Shops, die Geta, Tabi oder andere Accessoires für Kimono verkaufen. Testet ruhig mal die Seitenstrassen aus, die von der Nakamise-dôri abgehen, denn hier hab ich meistens Läden entdeckt, die dasselbe zu besserer oder gleicher Qualität noch etwas billiger anbieten. Ryôkans und Restaurants, Nô-Theater und andere traditionelle Einrichtungen befinden sich ebenso etwas abseits.
Für den kleinen Hunger und die grosse Neugier stehen kurz am Ende der Strasse vor dem Tempel die meisten Imbissbuden. Hier kann man super leckere Takoyaki ausprobieren. Und im Sommer erfrischt ein Kakigori (shaved ice) in kitschig farbigen Geschmacksrichtungen. Müde Beine? Dringend frische Luft? Gleich neben dem Sensô-ji findet Ihr schnell eine ruhige Ecke im Garten des Tempels, wo Ihr etwas Energie tanken könnt.
*ACHTUNG: Früh shoppen gehen meint in Japan, zwischen 9 oder 12 Uhr – je nach eurer Reisezeit – loszumarschieren. Die meisten Läden öffnen nämlich erst um 11 Uhr, nur manchmal schon um 10 Uhr. Wenn Ihr euch die Zeit nicht in einem Café totschlagen wollt, dafür aber gerne mit anderen Shoppern teilt, seid ihr am Nachmittag gut beraten. Richtig voll wird es dann im Abendverkauf, der meistens bis 22 Uhr möglich ist. Dafür wird man aber mit einer tollen Lichtkulisse belohnt.
Ueno
Ein Ausflug nach Asakusa lässt sich immer gut mit einem Stopp in Ueno verbinden. Wer keine Furcht davor hat, in einer fremden Stadt ohne Plan loszulaufen, dem empfehle ich meine liebste Reiseroute: Mit der Metro oder der JR Line nach Ueno fahren und dort zu Fuss Richtung Asakusa wandern (dafür steuert ihr einfach in die entgegengesetzte Richtung des Ueno-Parks. Falls ihr an den Sumida-Fluss gelangt, seit Ihr schon etwas zu weit. Haltet euch am besten auf der Höhe des Tôkyô Skytree (unübersehbar!) und lauft darauf zu, dann stösst Ihr mit grosser Wahrscheinlichkeit auf das Kaminarimon.) Das kann etwas dauern, aber unterwegs wird man mit einigen interessanten Ecken und Geschäften belohnt, die man sonst nicht gesehen hätte. Quer zu Eurer Route verläuft auch die Kappabashi-dôri, wo Mahlzeiten-Attrappen für Restaurants verkauft werden. Je nachdem, wie Eure Füsse danach noch in Ordnung sind, geht es denselben Weg wieder zurück oder nehmt dafür die Ginza Metro Line. Denn in Ueno lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch des Ueno Parks. Bei schönem Wetter tummeln sich hier Strassenkünstler, alle Tempel im Park kann man ohne Scheu, aber mit dafür mit Respekt betreten und für Restaurants und Museen ist auch gesorgt. Mit etwas mehr Zeit sollte man unbedingt die Pandas im Ueno Zoo besuchen oder (mit etwas mehr Taschengeld) eine Pedalo-Fahrt im pinken Schwan-Mobil austesten.
Ikebukuro
Nach den üblichen Verdächtigen, die Ihr auch in jedem Reiseführer gefunden hättet, hier ein etwas anderer Tipp: ein Shoppingtag in Ikebukuro als Alternative zur üblichen Stippvisite in Akihabara (Akiba). Das Elektronik- und Manga-Viertel ist schon längst kein Geheimtipp für „das quirlige und freakige Leben der Japaner“ mehr, sondern sehr überlaufen und mit Touristenfallen gespickt. Wer Mangas und Anime aber über alles liebt – und ein Mädchen ist! – dem empfehle ich stattdessen Ikebukuro und die Otome-Road. Auch hier finden sich die üblichen Manga- und Merchandise-Shops (Zwei grosse Animate, wovon einer für Cosplayer gedacht ist!), Book-Offs und dazu ein grosser Tôkyô Hands mit allerlei Bastel- und Schreibartikeln. Unter dem Sunshine 60, einem riesigen Hochhaus, von dessen Dach man gegen kleine Gebühr auf die Skyline von Shinjuku schauen kann, befindet sich auf mehreren Stockwerken ein weitläufiges Einkaufszentrum, dazu ein Aquarium, ein Freizeitpark, ein Hotel und was-weiss-ich-noch-alles. In den kleinen Läden rund um den Animate schlägt das Otome-Herz gleich ein wenig höher. Auch hier gilt: Früh unter der Woche zu gehen, bietet etwas mehr Platz und Überblick; dafür ist es im Abendverkauf unglaublich witzig zwischen jungen Japanerinnen aufgeregt nach seinem Lieblingsmanga zu suchen.
Shibuya
Shibuya – da muss ich Euch ja nicht mehr viel dazu sagen: der Bahnhof, an dem der Geschichte nach der Hund Hachikô jahrelang auf die Rückkehr seines verstorbenen Herrchens wartete. Eine Statue auf dem Bahnhofsplatz ist ein beliebtes Fotomotiv. Gleich daneben könnt ihr die meist-benützte Strassenkreuzung der Welt selbst einmal überqueren. Wegen des guten Blicks von oben auf das ganze Schauspiel drängen sich viele in die oberen Etagen des Starbucks gleich gegenüber. Da gehört aber schon etwas Glück dazu, sich einen guten Platz ergattern zu können. In Shibuya werdet ihr vermutlich am wenigstens Sprachprobleme haben – Hier sind viele Touristen unterwegs und die Verkäufer sind sich einiges gewöhnt. Falls Ihr Euch für einen Halt in einem Restaurant entscheidet, fragt aber nach, ob eine zusätzliche Raummiete fällig wird, um unnötige Überraschungen bei der Abrechnung zu vermeiden. (Das sollte auch in Englisch möglich sein). Auch Shibuya ist eine Shopping-Hochburg, wobei die Spannbreite auch grössere, edlere Kaufhäuser umfasst. Wenn Ihr vom Bahnhof aus geradeaus bis zum Record-Gebäude geht und dann schräg links die Anhöhe hinauf, stösst ihr auf einen kleineren Einkaufskomplex, welches im obersten Stock den grössten offiziellen One Piece Shop in Tôkyô beherbergt.
Wieder für fitte Wanderer ist es auch möglich, von hier nach Harajuku zu flanieren – allerdings habe ich mich bei meinem Selbstversuch etwas verlaufen und der Weg war deutlich länger als zwischen Asakusa und Ueno. Sich an grossen, auffälligen Gebäuden zu orientieren, hilft in Notlagen wieder zurückzufinden. Schlimmstenfalls sucht man sich einfach die nächste U-Bahn-Station und fährt wieder zurück.
So! Das waren meine persönlichen vier Lieblingsorte. Tôkyô hat aber noch viel, viel mehr zu bieten. Wer Lust hat, seine Lieblingsorte und Erfahrungen mit anderen zu teilen, ist dazu herzlich in den Kommentaren eingeladen.
Die Rubrik „Reisen in Japan“ möchte ich auch künftig sporadisch mit Beiträgen füttern. Was würde Euch denn vor allem interessieren? Etwa, wie man mit den ÖV unterwegs ist? Oder Tipps über’s Essen?