Luzia Pfyl – Schweizer Autorin

Cesario aero – Kaiser der Lüfte: Steam Punk

Cesario AeroSchnelles Tempo, herzliche Charaktere, spannendes Setting: Das Steam-Punk-Debüt „Cesario Aero – Kaiser der Lüfte“ der Zürcherin Luzia Pfyl schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

Mein Highlight:

Mein persönliches Highlight und die Triebfeder der Geschichte sind die drei völlig unterschiedlichen Hauptcharaktere: Abby, die hartnäckige, aber reisephobische Journalistin aus England; Takeo, der eigenwillige japanische Diplomatensohn mit geringer Alkoholtoleranz und grossem Appetit; sowie der wagemutige ungarische Militärpilot Vincent. Mit ihren Eigenheiten, der prickelnden Dynamik, die sich zwischen den Figuren entwickelt, und einigen Steam-Punk typischen „Erweiterungen“ werden sie im Verlauf des Romans zu einem richtigen Dream-Team des Genres. Ganz ehrlich: Ich will einen Comic mit den dreien. Oder einen Blockbuster-Movie. Oder einfach nur eine Fortsetzung.

Inhalt:

Eigentlich sind die drei nur gerade zur falschen Zeit am falschen Ort. In Budapest, als eine Bombe die königliche Jubiläumsfeier aufmischt. Abby, die trotz Schock ihre grosse Story wittert, macht sich auf die Suche nach den Schuldigen und tut sich dafür mit Takeo zusammen, dessen Onkel Opfer des Anschlags wurde. Vincent – der einzige Mensch, dem Abby sonst noch im Chaos begegnete – ist da schwieriger für ihre Pläne einzuspannen. Der liebenswerte Charmeur trainiert gerade für den Cesario Aero, dem grössten und spektakulärsten Flugwettkampf der viktorianischen Welt. Erst als auch diese Veranstaltung „bombastisch“ zu werden droht, lässt er sich von Abbys vagen Theorien überzeugen.

Sprache, Handlung, Tempo:

Luzia Pfyls zackiger Schreibstil und das schnelle Erzähltempo lässt den Leser rasant in die Geschichte einsteigen und die Autorin versteht es meisterhaft, die Charaktere mit wenigen Szenen bildhaft vor Augen zu führen. Hinter dem scheinbar simplen Steam-Punk Setting, welches sich an historischen Gegebenheiten orientiert, schimmert aber der enorme Rechercheaufwand hervor. Wenn auch die Handlungslogik – vor allem aufgrund von Abbys beinahe schon haarsträubenden, von Intuition geleiteten Ermittlungstaktiken und irren Verfolgungsjagden in Dschungelpyramiden – zuweilen mehr an Indiana Jones als Sherlock Holmes erinnert, tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Eine witzige Idee, ein herzerwärmender Moment, eine spannende Entwicklung folgt der nächsten, wobei – in guter Indiana Jones Manier – nicht alle Enthüllungen völlig unvorhersehbar daher kommen. Aber mich hat die Geschichte sehr zum Rätseln und Mitfiebern animiert.

Und zu guter Letzt …

Was ich mir für eine Fortsetzung – ja, ich sag’s zum dritten Mal! Ich will mehr! – wünschen würde, wäre eine stärkere Bedrohung durch den Bösewicht , der in Cesario Aero anfangs zwar fabelhafte Moriaty-Züge verspricht, diese aber beim ersten und einzigen tatsächlichen Aufeinandertreffen mit den Helden nicht einhalten kann. Zudem darf es gerne auch mit mehr tollen Gadgets, technischen Gegnern oder weiteren Transportmöglichkeiten – ja, ich sehe Abby gerne leiden, ich weiss – etwas „steamiger“ werden.

Der abrupte Abschluss der Geschichte lässt einen fast atemlos nach Luft hechelnd zurück. Und mit einigen offenen Fragen. Aber das ist – alle guten Dinge sind vier – nichts, was eine Fortsetzung nicht klären könnte.

Cesario Aero – Kaiser der Lüfte ist im Mai 2015 im Verlag ohneohren erschienen.