„Es ist so schwer, jemanden zu finden, der für Jugendliche schreibt und liest“, das habe ich während der letzten Lesereise-Woche viel gehört. Von Lehrern, Bibliothekaren und Kulturbeauftragten. Und: „Jugendliche können ein undankbares Publikum sein. Sie sind laut und desinteressiert.“

Sind sie das? Klar, da wird halt mal etwas zu laut mit dem Sitznachbar geplaudert oder über die Reihen gekichert. Klar gibt es auch jene, die noch nie ein Buch bis zum Ende durchgelesen haben und es auch nicht machen wollen. Klar ist das Wetter draussen, die nächste Prüfung, der Freund, die Freundin meistens interessanter als die Nerd-Tussi da vorne, die etwas übers Schreiben labert.

Sind sie deshalb undankbar? Wenn man sich selbst und das, was man sagt, nicht zu wichtig nimmt, dann merkt man, dass viele der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer begeisterbar sind, dass sie sich mitreissen lassen und selbst ihre grossen Träume träumen. „Was? Sie haben in meinem Alter ein Buch geschrieben?“ Wo die Teilnahme an den Lesungen freiwillig war, wie etwa in Reigoldswil oder in Arlesheim, gaben ganze Klassen ihren freien Mittwochnachmittag auf, nur um die Lesung zu hören. Und dort, wo die Klassen am unruhigsten waren, fanden sich im Nachhinein darunter die Begeisterungsfähigsten.

Deine Chance! Jetzt!

Es geht nicht darum, dass sich jetzt alle Buch-Verneiner auf den nächsten Ken Follet stürzen oder die gesamte Klasse gleich am Folgetag ein Buch schreiben will. Das zu glauben, wäre utopisch. Lehrerinnen und Lehrer wissen das zu Genüge. Vielleicht regt es eine einzelne Schülerin oder einen Schüler zum Lesen und Schreiben an. Vielleicht fühlt sich ein bereits schreibender Schüler bestätigt.

Was ich auf meinen Lesungen vor allem aber mitbringen wollte, war, dass man mit Fleiss und Freude an dem, was man tut, bereits in der Schule für die Zukunft arbeiten kann. Du möchtest ein Fussballstar werden? Dann auf den Platz! Aber schnell! Und nicht mehr runterkommen! Du möchtest Pflanzen entdecken, Tiere heilen? Wieso nicht gleich gross auffahren und die Schulbibliothek nach Biologie-Büchern absuchen und alle lesen. Ja, alle! Du magst Fotografie? Dann versuch dich an deiner ersten eigenen Ausstellung. Such dir erreichbare Ziele und arbeite daran, bis sie erreicht sind.

Und ich? Was ein Danke bewirken kann …

Was mich zur Frage bringt: Schreibe ich denn überhaupt Jugendbücher? Nein, eigentlich nicht. Ich schreibe Bücher für jene, die sich alt genug dazu fühlen, sie zu lesen. Gegen oben ist alles offen. Weil es nicht einordbar erscheint, wurde aus „Das Schweigen des Schnees“ ein Jugendbuch. Und trotzdem – oder gerade deswegen – hat die Lesereise so gut für mich gepasst. Ich konnte meine Geschichte an jenen „ausprobieren“, die laut Genre-Bezeichnung eigentlich mein Zielpublikum ausmachen. Und erfahren, dass es gut ankommt. Das ist befreiend, tröstend, motivierend. Und „huere geil“! Man konnte mir keine grössere Freude machen, als jene Schüler, die mir nach der Lesung die Hand gaben und sich bedankten. Nein, diese jungen Leute sind nicht undankbar. Sie sind vielleicht kritisch und direkt. Da braucht es manchmal eine dicke Haut. Ich brauchte dieses Mal keine überzuziehen.

Das Danke zurückgeben

Für die tolle Erfahrung möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken. Bei den Schülerinnen und Schülern, den engagierten Lehrerinnen und Lehrern, Anne Schöfer, Viktoria Kahl für einfach alles, Lotte dafür, dass sie allein mit ihrem Dasein die Herzen zu den Schülern geöffnet hat, Roger Ehret und all jene, die im Hintergrund gearbeitet haben und die ich vielleicht vergessen habe.

Viktoria Kahl hat einige Momente während den Lesungen festgehalten. Aus rechtlichen Gründen zeige ich euch zwei, auf denen die Gesichter der Schüler nicht gut erkennbar sind.

 

 P.S. Wer sich gerne zu den Lesungen äussern möchte:

Ich habe mir sagen lassen, die Organisatoren würden sich über jeden kleinen Beitrag auf dem Blog von kulturschnüffler.ch riesig freuen!