Heute war der wohl ruhigste Tag der gesamten Lesereise. Denn es stand nur eine Lesung am Morgen um 8 Uhr in Felsberg an. Statt Zug fuhr ich jetzt per Bus von Chur, was ziemlich schnell ging. Besonders fand ich heute, dass die zwei Klassen sich im Gegensatz zu meinen sonstigen Erfahrungen weniger für Japan interessierten, sondern mehr über das Schreiben wissen wollte. Da musste ich mir auch wieder überlegen, was für alte Manuskripte denn tatsächlich bereits in meinem virtuellen Regal verstauben, um sie aufzählen zu können.
Ideen, Ideen
Zurück in Chur hatte ich daher jede Menge Zeit. Also habe ich wieder einmal meine Überraschungs-Erkundungstechnik ausprobiert, die schon in Schottland und noch viel einfacher in Japan wunderbar funktioniert hat. Die geht so: Lauf vom Hotel aus in die Richtung, die dich am meisten anspricht. Und sieh, was passiert. (Und denk dabei immer daran, wo ungefähr dein Hotel zu finden ist, falls du umkehren möchtest.) Dieses Mal hat mich die Technik in die Churer Altstadt geführt, direkt hoch zur Kathedrale. Während ich die Treppe zum Hof hochkraxelte, kamen die Ideen. Viele Ideen.

Hoch und runter: So oder so hatte der Aufstieg etwas mysteriöses. Gut für Krimis … oder eben was Historisches.
Für meinen historischen Roman von Uznania und Pichilin Uilare, den ich seit Jahren im Hinterkopf habe und vermutlich erst schreibe, wenn ich alt und grauhaarig bin (wobei letzteres sicherlich zuerst geschieht), hatte ich immer vor, die Hauptfigur auf grosse Mission ins Kloster nach Wila oder vielleicht Sankt Gallensis zu schicken. Aber warum nicht gleich Chur? Wenn schon riesige Ausmasse, dann durfte der Held doch auch richtig, richtig weit weg (anno dazumal). Und was ich mit meinen begrenzten Architekturkenntnissen so im Kirchenschiff erspäht habe, deutet darauf hin, dass der „Standortwechsel“ zeitlich locker möglich wäre.
Es weihnachtet sehr
So. Fertig den Lesereise-Blog für meine Ideensammlung missbraucht!
Denn nach dem kurzen Abstecher ging’s zurück in die Stadt. Shopping! War das Ziel. Etwas rumlaufen, die Realität. Denn so richtig in Shopping-Laune war ich dann doch nicht und eigentlich ziemlich müde. Daher gab’s stattdessen gemütlich Kaffee und Toffee und etwas Zeit zum Lesen. Jetzt gleich mache ich mich nochmals auf einen Abendspaziergang – die Weihnachtsbeleuchtung hängt, wie mir aufgefallen ist, und die möchte ich jetzt gerne in Action sehen.
Morgen ist wieder mehr los mit Lesungen. Die nächsten beiden Tage bin ich hier in Chur in der Stadtbibliothek – die übrigens nicht weit entfernt von meiner Überraschungs-Technik-Route entfernt liegt. Mit etwas Zufall hätte ich sie also heute schon entdecken können.
Liebe Grüsse!
Eure Bettina