Der Steinschlag

 

Das Gefühl der Bedrohung kitzelte mir über den Rücken. Ich wusste, dass er direkt hinter mir war, auf der anderen Seite des Felsens. Darum bemüht, nicht allzu laut zu atmen, drückte ich mich gegen den kalten Stein. Wenn er mich fand…

Daran wollte ich nicht denken.Vorsichtig tastete ich mich mit der Linken an der Steinwand entlang, da ich glaubte, ein Geräusch rechts von mir gehört zu haben. Hatte er vor, auch hier hinten nach mir zu suchen?

Meine Hand prallte unverhofft an etwas Hartem ab, eine Sackgasse. Mist, ausgerechnet mir musste so etwas natürlich wieder passieren!

Das Geräusch wiederholte sich abermals, es klang, als ob jemand auf einen trockenen Ast getreten sei. Verzweifelt blickte ich mich nach einem Fluchtweg um. Es gab nur eins, ich musste über den Felsen drüber und das möglichst leise. Behutsam drehte ich mich um, krallte die Fingernägel in die Ritzen zwischen den Steinen und zog mich die Zähne zusammen beissend hoch. Mit einem überraschten Keuchen rutschte ich ab und angelte panisch nach der Felsenspitze. Endlich spürte ich sie unter meinen Fingern, mit einer Hand an der Wand hängend. Durch einen kräftigen Ruck hievte ich mich hoch. Der Rest war meiner Ansicht nur noch ein Kinderspiel, ohne weiter zu überlegen, sprang ich hinunter.

Ich musste die Distanz zum Boden wohl falsch eingeschätzt haben,  die Beine gaben unter mir nach, knickten ein und mein Gesicht landete unsanft auf dem Boden. Fluchend stemmte ich mich hoch, meine Füsse fühlten sich an, als wäre eine Herde Rinder darüber getrampelt.Überdies hatte ich mir das Knie aufgeschlagen, welches nun heftig blutete. Verbissen ignorierte ich den Schmerz.

Da, da war das Geräusch wieder, diesmal klang es wie schnelle Schritte.

Er hatte mich gehört, ich war viel zu laut gewesen. Jetzt galt es zu handeln und zwar schnell. Also rannte ich schnurstracks los, wieder ohne davor meinen Verstand zu benutzen. Natürlich holte er mich ein.

Leseprobe aus:

Am Tag der Schwarzen Vögel

Mitch hilft Eilynn, ihren Bruder zu finden, und entdeckt dabei, dass er der Retter sein könnte, auf den die Menschen seit Jahren gewartet haben. Doch ist er auch bereit, sich der Angst selbst zu stellen? „Am Tag der Schwarzen Vögel“ ist eine Geschichte über grenzenlosen Mut, Freundschaft, schüchterne Liebe und die uralte Angst vor dem Bösen.
Format: 12 x 19 cm
Seitenanzahl: 404
ISBN: 978-3-99010-059-2
Novum Verlag, August 2010