Das hier wird ein ganz und gar egoistischer Beitrag:

Er ersetzt mir eine Sitzung bei einem Psychotherapeuten und etliche Stunden gedankenvollem Hin- und Herwälzen vor dem Schlafengehen, denn ich schreibe mir hier meine Nervosität von der Seele:

So war das noch nie. Nie so extrem. Natürlich war ich vor beiden Veröffentlichungen meiner bisherigen Romane sehr, sehr aufgeregt und auch bei den Beiträgen für Anthologien pochte mein Herzchen schon ein bisschen. Aber beim ersten war ich derart von jugendlicher Naivität erfüllt – „Ist das Buch mal draussen, läuft es einfach super!“ – und beim zweiten zwar leicht reifer – hoffe ich – aber auch gefasster – „Ist das Buch mal da, musst das Ganze erst anrollen.“. Beide Einstellungen haben meine Nerven sicherlich geschont. Und immer war (beziehungsweise bin) ich felsenfest davon überzeugt, dass das neue Werk einfach toll ist – ansonsten wären die ganzen Mühen im Voraus ja nichts wert.

So wie bei Kame Nikki war es aber noch nie. Ich bin wahnsinnig nervös. Und habe keinen blassen Schimmer, ob das Büchlein überhaupt ankommt, ob es nicht zu hochgestochen ist, zu kompliziert, zu einfach, zu simpel, zu stereotyp, zu langweilig,  zu poetisch, zu Möchtegern, zu persönlich, zu wenig bewegend, zu kurz, zu banal, zu blass.

Drei Dinge sind wohl die Hauptursache für meine Unsicherheit und meine Zweifel:

1) Es lief noch nie so viel schief wie bei dieser Veröffentlichung. Zuerst wurde der Termin vorverlegt, dann verspätete er sich. Jedes Mal retteten mich die lieben Mädels der Blogtour, allen voran Buchpatin Nicole, die das Ganze völlig gelassen nahmen und schnell ein neues Datum für die Tour fanden. Aber das Gefühl, dass da was schiefgehen kann, bleibt.

2) Das Buch ist kurz. Natürlich: Es soll ja auch ein Shortbook sein und in einem „Schnurz“ gelesen werden können. Doch der Preis, den der Verlag festgesetzt hat, scheint mir in den Stunden voller Zweifel sehr hoch – zumindest ausserhalb der Schweiz. Hier ist er ja völlig „angemessen“, wenn nicht sogar „preiswert“. 🙂

3) Die Geschichte ist kein Mainstream. Gut, das ist der grosse Bruder „Das Schweigen des Schnees“ ja auch nicht. Aber man kann das Buch bzw. die Serie wenigstens grob in ein Genre einordnen. Kame Nikki stellt sich selbst bei mir im Kopf quer, wenn ich eine Genre-Einteilung versuche. Es ähnelt „Schweigen“ nur thematisch und durch den Bezug des wiederkehrenden Protagonisten. Ansonsten ist Kame Nikki anders. Sehr anders. Ich weiss noch nicht mal, ob es überhaupt für Kinder geeignet ist (All Age eben, da denkt man beim Schreiben nicht an die Kleinen) – und dabei stehe ich in gut zwei Monaten auf einer Kinderbühne in Wien. Soll ich gleich mit „Das ist kein Kinderbuch“ einsteigen? Oder doch nicht? Jeder andere Autor, jeder Verlagsvertreter, jede Agentin würde sich jetzt an den Kopf fassen und sagen: „Aber um Himmels Willen! So was muss man sich doch im Voraus überlegen!“

Aber: Ich musste Kame Nikki einfach schreiben. Ich liebe die Geschichte. Sehr. Sehr sogar. Auf eine andere Weise wie „Schweigen“ und „Asa Monogatari“, das zu meinem „grossen“ Werk, zu meiner Passion geworden ist. Kame Nikki ist ja ebenso ein Teil davon. Aber dazu kommt, dass ich bei Kame Nikki mit meiner Schreibart sehr experimentieren konnte. Ich habe mich regelrecht ausgetobt. Die Sätze sind nur so aus mir rausgesprudelt und es hat extrem gut getan, in einer intensiven Schreibwoche daran zu arbeiten. Vielleicht bin ich darum so sehr nervös. Nicht die Geschichte an sich, aber die Schreibe ist dieses Mal … persönlicher … gewagter. Vielleicht so gewagt, dass die Geschichte dabei in den Hintergrund tritt (statt Action wie am Schluss von „Schweigen“ gibt es Landschaft, Sinngedanken und Mizuumi-typische Schwärmerei). Wobei … das ist gerade der Punkt: Es ist nicht nur mein, sondern auch Mizuumis Büchlein. Es ist ganz und gar seine Geschichte geworden. Und wir wissen ja, dass Mizuumi nicht immer einfach ist und was Theatralisches an sich hat. Ich glaube, ich werde allfällige Beschwerden zum Buch einfach an ihn weiterleiten. Er hats ja verbrockt. 😀

Und – wow, sogar vier Punkte – zum ersten Mal habe ich Menschen, die tatsächlich auf eine Geschichte von mir warten. Leserinnen und Leser von „Schweigen“, die mehr wollen. Ein tolles, mulmiges Gefühl. Meine eigenen Erwartungen an meine Texte steigen ins Unermessliche.

Die Rückmeldung einer Freundin erst kürzlich hat mir sehr gutgetan und mich wahnsinnig überrascht. Ich war steinhart, habe Kame Nikki eisern unter Verschluss gehalten; doch sie hat mir die Geschichte entlocken können. Und dann … viele Monate später … eine Nachricht. Ich zitiere wortwörtlich und original in Capslock: „I HAS I EIM SCHNARZ DÜREGLÄSÄ!! Genial! DSchildkrot isch de Hammer. I bi fascht chli verliebt.“

Ich klammere mich voller Unruhe, Vorfreude und Nervosität an diese Zeilen, bis Kame Nikki in einigen Tagen tatsächlich da ist. Und träume davon, dass Mizuumi nicht nur eine verzaubern konnte, sondern die Herzen seiner Leserinnen noch weiter im Sturm erobert.


Übrigens, hier die nötigen Links, da schon einiges in Richtung Veröffentlichung passiert ist:

Kame Nikki bei Amazon

Kame Nikki auf Lovelybooks

Kame Nikki auf Goodreads