Tamonia -Dorothe ZürcherDas anfänglich scheinbar simple Fantasy-Abenteuer entwickelt sich vom vermeintlichen Kriminalfall zum Kampf um die Selbstbestimmung der weiblichen Heldin im immer komplexeren Weltdesign.

Inhalt:

Trotz ihrer Abstammung als halbe „Hiskaia“ wird Kerla als Auserwählte in den Tempel der Tamonier aufgenommen. Doch kaum besucht sie ihr altes Zuhause und ihre Familie wieder, stirbt sie auf mysteriöse Weise. Ihre Schwester Renia will nicht an einen Selbstmord glauben und ihre Mutter beschuldigt gar den Vater – Herzog Ambuster –  des Mordes. Doch ehe Renia sich auf die Spur des Täters begeben kann, wird sie selbst in den Tempel eingeladen und erfährt von der Bestimmung ihrer Familie: Um den Erlöser „Mechanon“ zu gebären, soll Renia zur Frau eines Aschans – eines Dämons – werden. Hat sich ihre Schwester tatsächlich das Leben genommen, um diesem Schicksal zu entfliehen?

Erzählweise:

Der Versuch, die Handlung von Tamonia auch nur halbwegs widerzugeben und diesem einnehmenden Gefühl während der Lektüre nahe zu kommen, kann nur scheitern. Tamonia entzieht sich eigentlich jeder Genrebezeichnung. Immer wenn man glaubt, jetzt doch nur voraussehbare Handlungselemente vorgetischt zu bekommen – jaja, ein fantastischer Kriminalroman – ändert die Stimmung, taucht ein neues Detail auf – huch, doch ein Buch mit Twighlight Allüren? – oder weitet sich das Weltendesign enorm aus – Aschan, Nebelmenschen, Hiskaia …

Verwirrung kommt dabei aber keine auf. Der Leser wird sehr an die Hand genommen und bleibt vor allem zu Beginn so unwissend wie die Protagonistin, was das Gefühl der Bedrohung verstärkt.

Figuren und anderes:

Das Figurenarsenal von Tamonia entwickelt sich wie die Handlung: von einfach bis komplex und vielschichtig. Vor allem die Aschan mit ihren anderen Denkweisen und Ritualen sind sehr interessant. Renia scheint zuweilen zu sehr Mädchen zu sein und kann schon mal mit ihren Entscheidungen zu etwas Frust beim Lesenden führen – allerdings ist es gerade ihre Entwicklung, die den Roman am stärksten vorantreibt und die Bezeichnung „Frauen-Fantasy“ nicht nur rechtfertigt, sondern im Vergleich zu anderen, stupiden Genrevertretern extrem aufwertet. Charakter-Liebling – und da stehe ich, wie ich gehört habe, nicht alleine – ist der Nebelmann Kelio, der in Band 2 von Tamonia (soll bald erscheinen!) noch eine grössere Rolle spielen darf.

Sprache:

Direkt, ohne grosse Umschweife und zügig führt die Sprache von Dorothe Zürcher durch den Roman. Es liest sich angenehm und schnell, wobei jemand wie ich – Typ Drüberhuscher – dadurch auch Wichtiges verpassen kann. Darum gilt für Tamonia : Geniessen statt Huschen.

Fazit:

Ein solider und gegen Mitte sehr überraschender Fantasy-Titel mit einem Weltendesign, das noch mehr Abenteuer verspricht. Das Ende kommt da beinahe schon zu rasch und lässt einige Fragen offen. Wie gut, dass Band 2 schon bald ansteht! 😉